Agile Hardwareentwicklung
Agile Hardwareentwicklung bzw. die agile Entwicklung physischer Produkte bedeutet, beim Entwicklungsprozess agile Prinzipien und Methoden zu nutzen und dabei beispielsweise nach Scrum zu arbeiten.
Anders als in der agilen Softwareentwicklung lassen sich in der agilen Hardwareentwicklung allerdings nicht nach jedem Sprint vollständige Produkt-Inkremente ausliefern. Denn die Merkmale eines physischen Produkts werden normalerweise erst am Ende des Entwicklungszyklus nutzbar.
Dennoch ist es auch in der Hardwareentwicklung sinnvoll Scrum zu nutzen. Denn damit können du und dein Team der Komplexität von Anforderungen und der Unsicherheit begegnen, was euer Kunde genau braucht und wie ihr diesen Bedarf bestmöglich decken könnt.
Wie kann nun auch in der HW-Entwicklung der Herstellungsprozess in kleine Arbeitseinheiten eingeteilt werden, um sich die agilen Prinzipien zu Nutze zu machen?
Wie funktioniert agile Hardware-Entwicklung?
Anstatt zu versuchen, jeden Sprint mit einem lieferfähigen Hardware-Inkrement abzuschließen (was in der Praxis kaum möglich ist), können du und dein Team von Hardware-Entwicklern wie folgt vorgehen:
- Ihr zerlegt das Gesamtprodukt gemäß der Kunden-Requirements in mechanische oder funktionale Komponenten.
- Ihr produziert in den Sprints vorzeigbare Zwischenergebnisse wie:
-- (virtuelle) Modelle,
-- 3D-gedruckte Produktteile,
-- Zeichnungen oder
-- Simulationen. - Ihr holt euch vom Kunden regelmäßig Feedback dazu ein, um diese Zwischenergebnisse nach jedem Zyklus zu bewerten und ggfs. zu optimieren.
- Der Product Owner legt Schritte fest, nach denen ihr z. B. neue Funktionalitäten in euer Produkt integrieren könnt. Um den Überblick über den Fortschritt euer Produktentwicklung zu behalten, kann die Arbeit mit einem Burndown-Chart sinnvoll sein.
Tipp: Länge von Sprints in der agilen HW-Entwicklung
Die Sprints für Hardwareentwickler sind in der Regel doppelt so lang wie die für Entwickler von Software, also 4 statt 2 Wochen.
Vorteile agiler Hardware-Entwicklung
Die Vorteile der agilen Arbeitsweise bei der Hardware-Entwicklung sind fast deckungsgleich mit denen agiler Software-Entwicklung:
- Entwicklungstempo und Termintreue steigen durch die Priorisierung der Aufgaben.
- Die Arbeitseffizienz erhöht sich, da das Entwicklerteam vor ungeplanten ad-hoc Aufgaben geschützt ist.
- Die Anforderungen der Kunden werden fokussiert und damit besser bedient.
- Die Qualität des Produkts wird gesteigert durch kontinuierliche Anpassungen.
- Die Kommunikation untereinander wird direkter, einfacher und schneller durch das Arbeiten im SCRUM-Team.
- Durch die Eigenverantwortung und die Selbstorganisation im Entwicklungsteam sind die Mitglieder motivierter und arbeiten engagierter.
Einige Branchen wie die Automobilindustrie entdecken bei der Entwicklung ihrer Hardware bzw. ihrer Produkte immer mehr diese Vorteile und heißen die Agile Transformation in ihren Unternehmen immer mehr willkommen.
Fazit zu Agile Hardware Development
Wenn in deiner Organisation physische Produkte entwickelt werden, kann der Einsatz agiler Methoden von Vorteil sein. Anders als in der agilen Entwicklung von Software werden im Agile Hardware Development nicht nach jedem Sprint vollständige Produkt-Inkremente ausgeliefert. Stattdessen werden mechanische oder funktionale Komponenten als Zwischenergebnisse produziert, um frühzeitig und regelmäßig vom Kunden Feedback einholen zu können.
Diese Art der Hardwareentwicklung kann nicht nur die Effizienz und Termintreue des Entwicklungsteams unterstützen, sondern auch die Qualität der Produkte maßgeblich steigern.
Schau dir hierzu auch gerne unser Fallbeispiel von MAN an!