Einheitliches Design ohne anfängliche Designphase

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Sohrab Salimi
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Ich habe bereits darüber geschrieben, wie man UI Designer in einen agilen Sprint einbindet. In dem Artikel habe ich erklärt, dass die Designer ihre Arbeit als Teil des Teams im aktuellen Sprint machen sollen, sich aber auch eine gewisse Zeit (vielleicht sogar den Großteil ihrer Zeit) damit beschäftigen sollen, was als nächstes kommt.

Das wirft jedoch eine Frage auf, auf die ich hier eingehen möchte. Wie können UI Designer ein einheitliches Design sicherstellen, ohne vorab in einer Designphase das gesamte Produkt zu designen?

Das Design bewusst lenken

Designer lenken ganz bewusst das Design eines Systems. Weil es in einem agilen Projekt vorab keine Designphase gibt, entwickelt sich das Design nach und nach und wird nicht in einer bestimmten Phase des Projekts erstellt.

Allerdings entsteht das Design nicht willkürlich. Es wird durch die Absichten eines qualifizierten Designers gelenkt. Der Designer identifiziert bestimmte Teile des Systems und designed diese zuerst. Dann arbeitet er mit dem Team zusammen, um diese Dinge zu bauen, holt sich Feedback von echten Nutzern und identifiziert dann die Bereiche, die als nächstes designed werden sollen.

Dieser Prozess wird iterativ und inkrementell wiederholt. Der Hauptaspekt dabei ist, dass bewusst immer der Bereich vom Designer ausgewählt wird, aus dem man Erkenntnisse bezüglich der restlichen Designfragen gewinnen kann. Ein Design entsteht nicht willkürlich.

Wie würden Sie ein Puzzle zusammensetzen? Nicht, indem Sie wahllos einzelne Puzzlestücke nehmen und versuchen, sie zusammenzusetzen. Wahrscheinlich würden Sie wohl eher damit anfangen, die Eckstücke zu finden, dann die Kanten usw. Sobald Sie dann den gesamten äußeren Rand haben, konzentrieren Sie sich vielleicht auf eine bestimmte Farbe oder ein Muster. Bei diesem Ansatz entwickelt sich das Design, es wird aber auch gleichzeitig bewusst gelenkt.

Mit inkrementeller Auslieferung früh Design-Feedback einholen

Ein großer Vorteil von UI Designern in agilen Projekten ist es, dass sie schon sehr früh im Prozess konkretes Feedback von echten Nutzern bekommen. Im Gegensatz dazu, das gesamte System vorab zu designen, erhält man so etwas sehr wertvolles: Feedback.

Designer lernen, sich dieses Feedback zunutze zu machen. Sie wissen, dass es (im Gegensatz zu der totalen Freiheit einer anfänglichen Designphase) vorteilhafter ist, Teile des Produkts auch noch spät im Prozess ändern zu können.

Ganzheitlich denken, inkrementell arbeiten

Der Schriftsteller E. L. Doctorow hat einmal gesagt, ein Buch zu schreiben, sei „wie nachts Auto zu fahren. Man sieht nie weiter, als das Licht der Scheinwerfen reicht, aber man kann die gesamte Reise so schaffen.” Ich glaube, das gleiche trifft auf das Produktdesign zu.

Ein Designer sollte sich die gesamte Strecke vorstellen können, kann die Reise aber trotzdem schaffen, auch wenn er nur so weit sehen kann, wie seine Scheinwerfer reichen.

In einem agilen Projekt sollten Designer ganzheitlich denken und inkrementell arbeiten. Sowohl der Designer als auch der Schriftsteller wissen, wo sie am Ende hin wollen, erreichen dieses Ziel jedoch, indem sie immer nur auf eine kleinen Teil der Strecke blicken.

Dieser Text stammt aus dem Blog von Mike Cohn und wurde von uns ins Deutsche übersetzt.

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