Der vorzeitige Abbruch eines Sprints

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Sohrab Salimi
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Es ist immer gut, einen Plan B zu haben. Bei Scrum Teams ist dieser Plan B der vorzeitige Abbruch eines Sprints.

Gründe für den Abbruch eines Sprints

Im Prinzip geht es dabei darum, einen Sprint abzubrechen und einen ganz neuen Sprint anzufangen. Meistens ist das die Folge einer drastischen Änderung der Prioritäten (etwas ist plötzlich viel wichtiger oder weniger wichtig als zuvor).

Beispielsweise kann es passieren, dass ein Team schon mit einem Sprint angefangen hat und dann bemerkt, dass die Arbeit viel länger dauern wird, als während des Sprint Plannings angenommen. Dieser Mehraufwand kann bedeuten, dass es sich nicht mehr lohnt, die Funktionalität zu entwickeln, und deshalb möchte der Product Owner sie nicht mehr haben.

Wer trifft die Entscheidung zum Abbruch eines Sprints?

In diesem Punkt gehen die Meinungen stark auseinander. Einige sagen, der Scrum Master solle diese Entscheidung fällen. Meiner Meinung nach sollte es der Product Owner sein. Überlegen wir einmal ganz logisch, warum es gar nicht der Scrum Master sein kann.

Nehmen wir an, der Product Owner ist gegen einen Abbruch und der Scrum Master dafür. Wenn jetzt der Scrum Master entscheiden darf, wird der Sprint abgebrochen. Nach einem solchen Abbruch plant das Team direkt den nächsten Sprint.

Wie immer wird im Sprint Planning Meeting erst einmal der Product Owner gefragt, an was im nächsten Sprint gearbeitet werden soll. Er wird antworten: “An genau dem, woran ihr vor 10 Minuten gearbeitet habt, bevor der Scrum Master den Sprint abgebrochen hat.”

Und das ist das Problem: Das Team arbeitet an dem, was der Product Owner möchte. Wenn jetzt also der Scrum Master die Berechtigung hätte, Sprints abzubrechen, wird der Product Owner diese Entscheidung immer wieder aufheben können. Denn wenn er damit nicht einverstanden ist, kann er die gleichen Dinge wieder in den neuen Sprint aufnehmen.

Fazit zum Sprintabbruch

Auch wenn es erst logisch klingen mag, dem Scrum Master die Berechtigung zum frühzeitigen Abbruch zu geben, funktioniert es einfach nicht. Diese Entscheidung liegt einzig und allein beim Product Owner.

Natürlich ist das alles ziemlich theoretisch. In der Praxis habe ich noch keinen Fall gesehen, in dem sich nicht alle Parteien über den Abbruch eines Sprints einigen konnten. Natürlich sind dafür erst einmal Gespräche nötig. Grundsätzlich ist es aber nicht nötig, nur einer einzelnen Person das Recht zum vorzeitigen Abbruch zu übertragen.

Dieser Text stammt aus dem Blog von Mike Cohn und wurde von uns ins Deutsche übersetzt.