Empfehlungen statt Regeln für Agile

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Mike Cohn
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Mir kommt es so vor, als würde ich auf immer mehr Leute treffen, die „Agile” in einer Art Regelwerk festlegen möchten. In Büchern, Blogs und PDF-Dokumenten über Agile oder Scrum habe ich in letzter Zeit Dinge gelesen, wie z. B. „Sie müssen dies und jenes tun” oder „Wenn Sie dies oder all das nicht machen, dann machen Sie es nicht richtig!”

Auch bei Unterhaltungen in Project Management Offices (PMO) habe ich solche Dinge mitbekommen. Daher nehme ich mir etwas vor, von dem ich hoffe, dass es sich viele andere auch vornehmen werden, nämlich lediglich Empfehlungen abzugeben und keine Regeln aufzustellen. Es gibt nur wenige feste Regeln bei der agilen Softwareentwicklung. Ich formuliere diese Dinge gerne folgendermaßen:

  • Arbeiten Sie mit Iterationen, die maximal einen Monat lang dauern
  • Am Ende jeder Iteration sollten Sie etwas haben, mit dem Sie – laut der vorher festgelegten Definition of Done – fertig sind, und diesbezüglich Feedback von den Stakeholdern einholen
  • Zu Beginn jeder Iteration sollten Sie gemeinsam überlegen, was Sie in dieser Iteration tun werden
  • Am Ende der Iteration blicken Sie zurück und überlegen, wie gut die Iteration gelaufen ist
  • Reden Sie während der Iteration viel miteinander

Alles, was darüber hinaus geht, hat eher etwas mit Empfehlungen zu tun. Es gibt vieles, was wir in den fast 20 Jahren gelernt haben, in denen es agile Prozesse auch schon auf informelle Art und Weise gegeben hat.

Ich empfehle Teams zum Beispiel, User Stories zu nutzen, um ihre Anforderungen zu managen. Ich empfehle Teams, Story Points zum Einschätzen ihrer Arbeit zu nutzen. Ich empfehle es, sich einen anderen Tag als den Montag für den Start seiner Iterationen auszusuchen. Ich empfehle auch das Huhn nach Szechuan-Art beim Chinesen um die Ecke. Keines dieser Dinge ist jedoch für den Erfolg von Agile ausschlaggebend. All diese Dinge helfen dem Team aber unter Umständen, besser zu werden, also empfehle ich sie. Notwendig sind sie jedoch nicht.

Mein Vorsatz für die Zukunft ist also: Formuliere Empfehlungen, keine Regeln. Ich würde gerne die Regel festlegen, dass Sie sich mir bei diesem Vorsatz anschließen – aber ich habe ja gerade beschlossen, keine Regeln aufzustellen.

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