Release Planning: neuer Name für bewährte Methode?
Ich möchte gerne über einen Begriff in Scrum (und der restlichen agilen Welt) sprechen, der mittlerweile veraltet ist: Release Planning. Damit war bisher gemeint, dass man sich die nächsten Sprints anschaut und eine Einschätzung abgibt, was in dieser Zeit wohl geliefert werden kann. Idealerweise gibt man bei dabei die Einschätzungen als Spanne an oder nutzt vielleicht sogar Konfidenzintervalle. Ein Beispiel: “Wir sind zu 90 % sicher, dass wir innerhalb der nächsten sechs Monate 150 bis 200 Story Points an Arbeit liefern können.” Ich glaube, dass das immer noch sinnvoll ist und dass jeder Scrum Master wissen sollte, wie das funktioniert.
Was mittlerweile nicht mehr so viel Sinn ergibt, ist der Terminus “Release Planning”.
Vor zehn Jahren folgte man in Scrum fast immer dem gleichen Prinzip: Sprint, Sprint, Sprint, Release. Es wurden einer oder mehrere Sprints durchgeführt und dann gab es ein Release. Heute ist das anders. Zwar gibt es noch einzelne Teams, die so vorgehen. Bei anderen gibt es aber viel öfter Releases, z. B. jeden Sprint oder sogar mehrmals pro Sprint. In einem meiner Trainings war kürzlich ein Teilnehmer, der sagte, in seinem Team gäbe es durchschnittlich sieben Releases pro Tag.
Begriff nicht mehr aktuell
Natürlich habe ich diese Entwicklung schon seit einigen Jahren beobachten können. Allerdings habe ich erst vor Kurzem bemerkt, dass wir wirklich an einem Wendepunkt angekommen sind – nämlich als der Begriff in einem meiner Kurse für Verwirrung sorgte. Ich beschrieb “Release Planning” als eine Prognose für die nächsten Sprints. Ein Kursteilnehmer dachte allerdings, “Release Planning” würde bedeuten, sich jeden Tag zusammenzusetzen und zu planen, welches Release es am Ende des Tages geben würde.
Vielleicht ist es an der Zeit, das Event “Release Planning” aus dem Vokabular von Scrum zu streichen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Voraussagen zu können, was in drei, sechs oder zwölf Monaten ausgeliefert werden kann, ist immer noch wichtig für viele Teams und Scrum Master. Nur die Bezeichnung dafür passt nicht mehr.
In den letzten Jahren habe ich bereits verschiedene neue Begriffe in meinen Certified Scrum Master Trainings ausprobiert. Ich möchte es nicht wirklich “Langzeitplanung” nennen. Auch wenn mittlerweile schon drei Monate als langfristig bezeichnet werden können, hört sich das irgendwie nicht richtig an. “Mittelfristige Planung” passt da schon besser. Die Methoden bleiben also, nur der Name ist nicht mehr zeitgemäß.
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