Sind Details aus Retrospektiven Privatsache?

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Mike Cohn
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Während einer Sprint Retrospektive sammeln und besprechen die Teammitglieder ihre Verbesserungsmöglichkeiten. Auch der Scrum Master und der Product Owner sollten an der Retrospektive teilnehmen, da sie ein Teil des Teams sind. Die Teammitglieder müssen sich nicht auf Verbesserungen für ihre Prozesse beschränken. Sie können sich beispielsweise auch dafür entscheiden, ihre Fähigkeiten im Bezug auf eine bestimmte Technologie auszubauen oder anderweitige Weiterbildungsmöglichkeiten zu nutzen.

Die Teams sind sich aber oft nicht sicher, ob sie die identifizierten Verbesserungen mit anderen teilen oder doch lieber für sich behalten sollen.

Meiner Meinung nach ist es ideal, wenn die Ergebnisse aus den Retrospektiven aller Teams immer mit anderen geteilt werden. Immerhin ist Transparenz eine der Säulen, auf denen der Scrum-Prozess aufgebaut ist. Aber auch wenn ich eine Kultur der Offenheit, in der alles mit jedem geteilt werden kann, sehr begrüßen würde, kommt das leider sehr selten vor.

Ich habe festgestellt, dass die meisten Scrum Teams keine Probleme damit haben, den Großteil der von ihnen identifizierten Verbesserungspunkte aus der Retrospektive öffentlich zu machen. Diese Items sind vorhersehbare Dinge, mit denen sich auch andere agile Teams in der Organisation beschäftigen: in einem gewissen Bereich besser werden, etwas Bestimmtes dazulernen oder herausfinden, wie man mehr schaffen kann oder wie man bestimmte Dinge schon früher im Sprint erledigen kann.

Ab und zu kommt es vor, dass ein Team etwas nicht mit anderen Leuten teilen möchte

Dies sind einige Beispiele, die ich selbst schon mitbekommen habe:- Das Team möchte eine neue Technologie lernen, die nicht ganz in die Richtung des Unternehmens passt, die aber so vielversprechend klingt, dass das Team sie trotzdem ausprobieren möchte.- Der Code in einem Teil des Systems soll aufgeräumt werden, wovon der Product Owner auch weiß, aber aus gewissen Gründen will man nicht bekannt machen, dass er so schlecht ist und ein hohes Maß an Refactoring notwendig ist.- Das Team möchte herausfinden, wie man mit einer anderen Gruppe besser zusammenarbeiten kann, deren Mitglieder, wenn sie das hier lesen würden, nachfragen würden, warum genau das Verhältnis verbessert werden soll.

Ich möchte noch einmal betonen, dass, auch wenn Transparenz äußerst vorteilhaft für agile Teams ist, noch nicht alle Teams an diesem Punkt angekommen sind. Während sie vielleicht die Ergebnisse ihrer nächsten Retrospektiven für sich behalten möchten, können sie daran arbeiten, sich in Zukunft besser öffnen zu können.

Wenn man eine geplante Verbesserung öffentlich macht, kann das die Fähigkeit, diese Verbesserung vorzunehmen, beeinflussen. Das ist z.B. der Fall in dem letzten oben genannten Beispiel.

Bekannt zu geben, dass man die Zusammenarbeit mit dem Marketing verbessern möchte, kann entweder dazu führen, dass man sich dort dieser Veränderung widersetzt oder dass man wissen möchte, was genau nicht stimmt und warum eine Veränderung gewünscht wird.

(Natürlich könnte es genauso gut sein, dass man der Verbesserung der Beziehung offen gegenübersteht. Daher würde ich die Situation immer mit jemandem aus dieser Gruppe besprechen.)

Einfach nachfragen in der Retro

Das Team hat also am Ende des Sprints eine Liste mit gewünschten Veränderungen, auf die man sich gemeinsam geeinigt hat. Ich frage das Team dann immer, ob jemand etwas dagegen hat, diese Liste zu veröffentlichen. Wenn es keine Einwände gibt, hänge ich diese Liste an die Tür des Teamraumes oder stelle sie auf die Homepage des Teams.

Wenn es Einwände gibt, reicht es oft aus, dieses eine Item einfach aus der öffentlichen Liste herauszunehmen.

Letzten Endes sollten Scrum Teams den Mut besitzen, so viele ihrer geplanten Verbesserungen wie möglich transparent zu machen. Jedoch ist es in gewissen Fällen von Vorteil, das ein oder andere Item aus der Retrospektive für sich zu behalten.

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