Wer legt die Sprintdauer fest?
Eine wichtige Überlegung in einem Scrum Team ist, wie lang die Sprints sein sollen. Sind sie zu lang, können zu viele Schwankungen auftreten. Sind sie zu kurz, kann ein Team wichtige Arbeiten eventuell nicht fertig stellen oder muss seine Definition of Done herunterschrauben, um die Arbeiten fertig zu bekommen.
Wer bestimmt die Sprint-Länge?
Natürlich lautet die Antwort: das gesamte Team. Und das sind der Scrum Master, der [Product Owner](https://www.agile-academy.com/de/scrum-master/definition-of-done/ /de/product-owner/ "Product Owner") und die Teammitglieder (Programmierer, Tester, Designer, usw.).
Aber was passiert eigentlich, wenn sich diese vielen Personen nicht einigen können?
Werden sie bis zum Sankt Nimmerleinstag diskutieren, bis sie endlich eine gemeinsame Entscheidung treffen?
Nein. Letztendlich ist es der Scrum Master, der dann die Dauer eines Sprints festlegen kann.
Der Scrum Master hat das letzte Wort bei der Sprintlänge
Ein guter Scrum Master wird alles tun, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Wenn er aber all seine Möglichkeiten ausgeschöpft hat und immer noch keine Einigung in Sicht ist, muss er eine Entscheidung treffen.
Das sollte nicht allzu häufig vorkommen. Ich hoffe, dass die meisten Scrum Master niemals sagen müssen: “Ich habe mir alle Meinungen angehört, aber wir werden es so machen, wie ich will.” Da der Scrum Master aber für den Prozess innerhalb eines Teams verantwortlich ist, obliegt ihm auch die endgültige Entscheidung.
Ein Beispiel warum eine kurze Sprintdauer gut ist
Ich habe einmal ein Team betreut, das mit vierwöchigen Sprints arbeitete. Die Teammitglieder hatten Schwierigkeiten, die richtige Menge an Arbeit in ihre Sprints aufzunehmen. In den sechs Monaten, bevor ich zu dem Team kam, wurde in jedem Sprint ca. ein Drittel der Arbeit fallen gelassen.
Es war ein gutes Team, das erstklassige Arbeit leistete. Die Teammitglieder wussten einfach nur nicht, wie viel sie davon innerhalb von vier Wochen schaffen konnten. Ihr Optimismus hat sie dazu verleitet, ständig zu hohe Commitments abzugeben.
Ich forderte das Team dazu auf, sich Gedanken zur Lösung des Problems zu machen und mir die Resultate am nächsten Tag mitzuteilen. Ich war begeistert, als mir am nächsten Tag mitgeteilt wurde, dass definitiv die Länge der Sprints geändert werden müsse. “Ja”, sagte ich, “auf jeden Fall!”
Die Teammitglieder waren erleichtert über meine Zustimmung und sagten:
“Wow! Wir hätten nicht gedacht, dass du uns sechswöchige Sprints erlaubst!”
Ich musste ihnen leider mitteilen, dass ich zwar damit einverstanden war, die Sprintlänge zu ändern, aber dass es besser sei, sie zu kürzen anstatt zu verlängern.
Wir taten letztendlich was ich – als beratender Scrum Master – vorgeschlagen hatte und verkürzten die Sprintlänge
Warum sollte der Scrum Master die Sprintlänge bestimmen?
Das Team packte jetzt schon die Arbeit für sechs Wochen in einen vierwöchigen Sprint. Wenn das Team nun sechswöchige Sprints hätte, würde es mit Sicherheit acht oder neun Wochen an Arbeit dort mit hineinnehmen.
Also mussten die Teammitglieder lernen, wie viel Arbeit in einen Sprint (egal wie lang er ist) passt. Als Scrum Master, der als Berater hinzugezogen wurde, konnte ich dass alles leichter erkennen als sie selbst.
Ich möchte noch einmal betonen, dass sowas nur in Ausnahmen gemacht werden sollte. Ich kann an einer Hand abzählen, wie oft ich eine solche Entscheidung getroffen habe, nachdem sich ein Team nicht einigen konnte. Ein Team bei etwas so Wichtigem, wie der Länge eines Sprints, zu übergehen sollte nur mit großer Vorsicht geschehen. Aber immerhin geht es dabei um die Einhaltung des Prozesses und das liegt nun mal in der Verantwortung des Scrum Masters.
Dieser Text stammt aus dem Blog von Mike Cohn und wurde von uns ins Deutsche übersetzt.
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